LG präsentiert dehnbares Micro-LED-Display mit fühlbaren Bedienelementen

Philipp Briel
Philipp Briel · 3 Minuten Lesezeit
LG
Bild: LG via YouTube

Auf der diesjährigen K-Display in Seoul hat LG Display einen Prototypen vorgestellt, der die bisherigen Möglichkeiten von Micro-LED-Technologie in eine neue Richtung erweitert: ein dehnbares Micro-LED-Display, das nicht nur Inhalte anzeigt, sondern sich in eine taktile Bedienkonsole verwandeln kann. Knöpfe und Schaltflächen treten dabei physisch aus der Displayoberfläche hervor und lassen sich wie echte Tasten erfühlen – kombiniert mit einer Touchfunktion zur Steuerung. Diese Entwicklung könnte künftig nicht nur in Fahrzeugen, sondern auch in Bereichen wie Barrierefreiheit oder Gaming neue Interaktionsformen ermöglichen.

  • Bis zu 53 % dehnbar, ohne Bildqualität zu verlieren
  • Physisch fühlbare Knöpfe, die auch als Touchflächen funktionieren
  • Potenzial für Einsatz in Fahrzeugen und barrierefreien Geräten
  • Frühe Forschungsphase, hohe Produktionskosten noch Herausforderung

Eine neue Dimension der Display-Interaktion

Das gezeigte Konzept basiert auf selbstleuchtenden Micro-LED-Pixeln, die unabhängig von Hintergrundbeleuchtung arbeiten und somit besonders kontrastreiche, farbtreue Darstellungen ermöglichen. LG kombiniert diese Technologie mit einer mechanischen Dehnbarkeit von bis zu 53 %, sodass Teile des Displays gezielt angehoben werden können. Auf der Messe wurde dies anhand einer Bedienkonsole demonstriert, bei der Knöpfe aus der Oberfläche herausragen.

Die Kombination aus fühlbaren Bedienelementen und Touchfunktion eröffnet völlig neue Einsatzszenarien. Im Fahrzeug könnten Fahrer etwa die Klimaanlage oder das Navigationssystem bedienen, ohne den Blick von der Straße zu nehmen – ähnlich wie bei klassischen Tasten, aber dynamisch anpassbar. Ebenso denkbar ist der Einsatz in Maschinensteuerungen, bei denen sich die Bedienelemente je nach Arbeitsmodus verändern. Für Menschen mit Sehbeeinträchtigung könnte diese Technologie den Zugang zu komplexen Geräten erleichtern, da Eingaben nicht ausschließlich visuell erfolgen müssen.

Interessant ist die Formgebung: Das Messemodell war nach oben gebogen, was vermuten lässt, dass nicht das gesamte Display flexibel ist, sondern nur bestimmte Segmente gedehnt werden. Dies würde die Integration in feste Gehäuse erleichtern und dennoch eine variable Oberfläche ermöglichen.

Stand der Technik und Hürden auf dem Weg zur Marktreife

Obwohl die Demonstration beeindruckend wirkt, befindet sich diese Technologie noch in einer frühen Forschungsphase. LG hat keine technischen Details zur Mechanik oder zur Lebensdauer der dehnbaren Segmente genannt. Neben der Herausforderung, die Dehnbarkeit langfristig zuverlässig zu gestalten, bleibt das Problem der hohen Produktionskosten für Micro-LED-Displays bestehen – insbesondere bei größeren Formaten.

Während für kompakte Anwendungen wie VR-Brillen bereits bezahlbare Micro-LED-Lösungen existieren (oft in Form mehrerer einfarbiger Displays, die per Prisma kombiniert werden), ist die Herstellung großer, hochauflösender Panels nach wie vor kostenintensiv. Sowohl LG als auch Samsung arbeiten jedoch intensiv an Verfahren, die die Massenproduktion vereinfachen und damit günstiger machen sollen.

Sollten diese Hürden überwunden werden, könnte die Kombination aus taktiler Bedienung, hoher Bildqualität und flexibler Formgebung den Markt für Bedienoberflächen grundlegend verändern. Gerade in Umgebungen, in denen Bedienung ohne Blickkontakt wichtig ist – vom Cockpit bis zum OP-Saal – hätte diese Technik enormes Potenzial.

Fazit

LGs dehnbares Micro-LED-Display mit fühlbaren Bedienelementen zeigt, wie Displays künftig nicht nur anzeigen, sondern auch interaktiv „in 3D“ reagieren könnten. Auch wenn noch Jahre bis zur Marktreife vergehen dürften, ist das Konzept besonders für Anwendungen mit hohem Sicherheits- oder Komfortanspruch spannend. Preise und ein Zeitplan für eine mögliche Serienproduktion sind bislang nicht bekannt – doch die Messepräsentation macht klar, dass die nächste Display-Generation nicht nur flexibler, sondern auch fühlbarer wird.