Media Markt und Saturn künftig überwiegend in chinesischer Hand

Jens Scharfenberg
Jens Scharfenberg · 4 Minuten Lesezeit
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Die beiden Elektronikriesen Media Markt und Saturn stehen vor einem bedeutenden Eigentümerwechsel: Der chinesische Online‑Handelskonzern JD.com übernimmt die Mehrheit an ihrer Muttergesellschaft Ceconomy. Damit gehen die bekanntesten Elektronikhändler Europas in internationale Hände über. Für Verbraucherinnen und Verbraucher könnte das langfristig nicht nur das Angebot, sondern auch die Preisstruktur verändern.

Strategische Übernahme zu Premium-Konditionen

JD.com bietet 4,60 Euro pro Ceconomy‑Aktie – ein Preis, der etwa 43 Prozent über dem volumengewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate liegt. Großaktionäre wie Haniel, Meridian, Freenet und Convergenta haben sich bereits verpflichtet, rund 32 Prozent der Anteile zu verkaufen. Auch der Vorstand sowie die Unternehmerfamilie Kellerhals empfehlen den übrigen Aktionären, das Angebot anzunehmen. Dabei gibt es keine festgelegte Mindestannahmeschwelle.

JD.com kann also auch mit einem geringeren Anteil die Kontrolle übernehmen. Im Gegenzug garantiert JD.com, für mindestens drei Jahre auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, keine Filialen zu schließen und bestehende Tarifverträge sowie Mitbestimmungsstrukturen unangetastet zu lassen. Die Ceconomy-Gruppe betreibt derzeit über 1.000 Filialen in Europa, darunter die Marken Media‑Markt, Saturn und Media World. Zudem gehört auch die Deutsche Technikberatung zum Unternehmen.

Im Geschäftsjahr 2023/24 erzielte Ceconomy einen Umsatz von rund 22,4 Milliarden Euro, wobei etwa ein Viertel davon im Onlinebereich generiert wurde. JD.com, der künftige Mehrheitsinhaber, erzielte im Vergleich zuletzt einen Jahresumsatz von knapp 159 Milliarden US-Dollar – und überholte damit sogar den bekannten Konkurrenten Alibaba. Das Unternehmen ist auf Onlinehandel, Logistik und Technologie spezialisiert und bereits seit über zehn Jahren an der US-Börse Nasdaq notiert.

Chancen und mögliche Auswirkungen für Kunden und Tech-Fans

Für technikbegeisterte Kunden ergeben sich aus dem Eigentümerwechsel mehrere potenzielle Veränderungen. JD.com verfügt über ein hochentwickeltes Logistiknetzwerk und tiefgreifende Erfahrung im E‑Commerce. Das könnte den Onlinehandel von Media‑Markt und Saturn künftig deutlich effizienter gestalten – mit verbesserten Lieferzeiten, optimierten Lagerprozessen und direkteren Bezugsquellen. Viele Produkte, die in den Märkten verkauft werden, stammen ohnehin aus asiatischer Produktion. Durch die Nähe zu den Herstellern und die eigene Handelsinfrastruktur könnte JD.com diesen Prozess weiter verschlanken – und so unter Umständen auch Preisvorteile an die Kundschaft weitergeben.

Auch spannend: Trotz des Eigentümerwechsels bleibt die Markenidentität erhalten. JD.com hat sich verpflichtet, die Führung von Media‑Markt und Saturn in den kommenden fünf Jahren nicht zu verändern. Die bestehenden Markenstrukturen sollen bestehen bleiben – eine Zusammenlegung oder Vereinheitlichung der beiden Konzepte ist demnach nicht geplant. Für viele Technikfans dürfte das beruhigend sein, da beide Marken für ein jeweils spezifisches Einkaufserlebnis stehen.

Historische Einordnung und strategische Perspektive

Media Markt und Saturn sind feste Größen in der deutschen Handelslandschaft. Die erste Saturn-Filiale wurde bereits 1961 in Köln eröffnet, Media‑Markt folgte 1979 in München. In den 1990er Jahren kamen beide Marken unter das Dach der Metro-Gruppe, bevor sie 2017 in die eigenständige Ceconomy ausgegliedert wurden. Versuche, bereits früher im chinesischen Markt Fuß zu fassen – etwa zwischen 2010 und 2013 – scheiterten damals jedoch.

Mit dem Einstieg von JD.com wird nun eine neue Wachstumsstrategie möglich. Anders als beim damaligen Versuch in China setzt man nun auf eine Verlagerung von Kompetenzen und Infrastrukturen nach Europa – mit einem potenziell großen Einfluss auf Preisgestaltung, Produktvielfalt und Servicequalität. Gleichzeitig profitiert JD.com vom flächendeckenden Filialnetz, dem starken Markenwert und dem Vertrauen, das Media‑Markt und Saturn über Jahrzehnte aufgebaut haben.

Fazit

Mit einem Angebot von 4,60 Euro pro Aktie übernimmt JD.com die Mehrheit an Ceconomy – ein attraktives Geschäft für viele Aktionäre. Die Familie Kellerhals bleibt mit etwa 25 Prozent beteiligt und sorgt damit für Kontinuität. Änderungen in der operativen Führung oder im Filialnetz sind vorerst nicht zu erwarten. Für Technikbegeisterte könnten sich dennoch mittelfristig spannende Veränderungen ergeben – insbesondere durch verbesserte Lieferketten und neue E‑Commerce‑Impulse. Welche konkreten Auswirkungen das auf Preise, Produktverfügbarkeit und Service haben wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Media‑Markt und Saturn bekommen mit JD.com einen Partner, der die digitale Zukunft des Handels mitgestalten kann.