Die Amazon‑Tochter Ring kehrt zu ihrer ursprünglichen Strategie zurück: Nach der Rückkehr des Gründers Jamie Siminoff im April 2025 will Ring in den USA künftig wieder Videos von Türkameras direkt an die Polizei weitergeben – und setzt dabei erneut auf ein Programm, das ursprünglich ausgesetzt wurde.
Das Wichtigste in Kürze
- Ring-Gründer Jamie Siminoff, seit April zurück bei Ring, prägt neue Unternehmensausrichtung
- Internes Memo bestätigt Rückkehr zu Sicherheitsfokus: „Make neighborhoods safer“ statt „Keep people close to what’s important“
- Programm „Request for assistance“ wird reaktiviert: Polizei erhält Live‑Feeds und Videoaufnahmen der Türklingeln
- Kooperation mit Axon geplant – Polizeibehörden können per Vereinbarung Zugriff erhalten
Rückkehr zur alten Ring-Politik
Gadgets wie die Ring Akku-Videotürklingel (Test | € 59,99 *) haben die Amazon-Tochter Ring zum Big Player im Bereich Home-Security gemacht. Bei dem erfolgreichen Unternehmen hat sich in diesem Jahr einiges in der Firmenstruktur geändert. Im April dieses Jahres kehrte Jamie Siminoff, Firmengründer von Ring, nach zweijähriger Abwesenheit zurück.
Bereits seit der Übernahme durch Amazon 2018 war Ring durch vernetzte Türklingeln mit Kameras bekannt geworden. Mit Siminoffs Comeback änderten sich auch die internen Prioritäten: Der vorherige Slogan „Keep people close to what’s important“ wich nun wieder dem deutlich sicherheitsorientierteren „Make neighborhoods safer“.
Ring: Rückkehr des Programms „Request for assistance“
Besonders brisant ist die Wiederaufnahme des Programms „Request for assistance“. Mit diesem Programm sollen Ermittlungsbehörden künftig wieder direkten Zugriff auf Ring‑Aufnahmen erhalten – einschließlich Live‑Feeds. Eine entsprechende Funktion wurde nach massiver Kritik und Klagen von Verbraucher‑ und Datenschutzschutzorganisationen zunächst ausgesetzt.
Das Unternehmen für Smart-Security plant offenbar eine enge Kooperation mit dem Polizeiausrüster Axon – bekannt durch Taser‑Elektroschocker und Festplattenkameras. Nutzer müssten dem Zugriff explizit zustimmen, jedoch nur pauschal – Einzelfallabfragen wären in der Praxis kaum durchführbar, da Geschwindigkeit eine kritische Rolle spielt.
Hintergrund: Paketdiebstahl und Nachfrage nach Sicherheit
Der Erfolg der Ring‑Kameras speist sich nicht zuletzt aus einem praktischen Sicherheitsbedürfnis. In den USA sind Paketzustellungen häufig sichtbaren Haustüren ausgesetzt – ein idealer Nährboden für Diebe. Ring‑Kameras dokumentieren solche Diebstähle und bieten Polizei oft das entscheidende Beweismaterial. Besonders sensibel bleibt dabei der Umgang mit den Daten: Eine pauschale Zustimmung aller Nutzer zu polizeilichem Zugriff birgt hohe Risiken.
Datenschutzexperten kritisieren, dass ohne starke Kontrolle und Transparenz die wachsende Videoüberwachung nach Privatsphäre aussehen könnte. Obwohl die Veränderungen aktuell für die USA geplant sind, werfen sie Fragen für Europa auf: Datenschutzgesetze wie DSGVO setzen hier strikte Grenzen. Es bleibt offen, ob Ring diese Funktionen auch in der EU einführt – bislang gibt es keine offiziellen Anzeichen dafür.
Fazit
Ring kehrt strategisch zu deutlich stärkerer Sicherheitsaufrüstung zurück: Gründer Siminoff setzt nach seiner Rückkehr auf Live‑Zugriff für Behörden und plant Partnerschaften mit Axon. Damit können US‑Ermittler bald wieder direkt auf Türkamera‑Feeds zugreifen – Nutzer müssen vorher zustimmen, aber pauschal. Der Schritt trifft auf Widerstand von Datenschützern und wirft Fragen zur Privatsphäre auf. In Europa bleibt unklar, ob ähnliche Programme eingeführt werden.
Bilder: Ring
