Smart Home: tado° führt API-Limits ein

Lukas Heinrichs
Lukas Heinrichs · 4 Minuten Lesezeit
Bild: tado

Die Welt der Smart-Home-Technologie erlebt eine entscheidende Neuerung. Der bekannte Anbieter tado° hat kürzlich weitreichende Änderungen an seinen API-Richtlinien vorgenommen, die erhebliche Auswirkungen auf die Nutzung von Smart-Home-Integrationen haben. Insbesondere Anwender, die ihr Heizsystem über externe Plattformen wie Home Assistant oder Homey steuern, müssen sich auf neue Gegebenheiten einstellen. Diese Anpassungen limitieren die Anzahl der API-Aufrufe, was in der Community für hitzige Diskussionen sorgt. Wir beleuchten, was diese Limits für die Nutzer bedeuten und wie sich die Smart-Home-Landschaft dadurch verändern könnte.

  • API-Limitierung: tado° beschränkt die Anzahl der Abfragen, die Drittanbieter-Apps an ihre Server senden können.
  • Auswirkungen auf Automationen: Regelmäßige Statusabfragen, die für eine reibungslose Heimautomatisierung essenziell sind, werden durch das Limit erschwert.
  • Fokus auf die App: Die Änderungen scheinen tado°s Bestreben zu unterstreichen, Nutzer wieder stärker in ihr eigenes Ökosystem zu führen.
  • Herausforderung für die Community: Die Smart-Home-Community sucht nach Lösungen, um die Effektivität ihrer Automationen trotz der neuen Einschränkungen zu wahren.

Das Dilemma der Datenabfragen

Das kürzlich eingeführte API-Limit von tado° hat weitreichende Folgen für die Smart-Home-Community. Bisher konnten Automatisierungssysteme wie Home Assistant in kurzen Intervallen den Status der tado°-Thermostate abfragen, um beispielsweise die Raumtemperatur zu kontrollieren oder die Heizung basierend auf An- oder Abwesenheit automatisch anzupassen. Mit der neuen Regelung ist die Anzahl der zulässigen Abrufe drastisch gesunken: Von bis zu 30 Abfragen pro Minute auf nur noch 100 pro Tag. Dieses „rate limiting“ zwingt Drittanbieter-Integrationen zu einem erheblich verlangsamten Betriebsmodus.

Die Problematik liegt in der Natur der Heimautomatisierung: Eine reaktive Steuerung erfordert eine nahezu Echtzeit-Kommunikation. Wenn ein Skript darauf wartet, dass die Temperatur in einem Raum unter einen bestimmten Wert fällt, und die nächste Datenaktualisierung erst in 15 Minuten stattfindet, ist die beabsichtigte Automatisierung nicht mehr zuverlässig. Das typische Szenario: Ein Sensor misst einen Temperaturabfall und löst eine Heizungserhöhung aus. Mit den neuen Limits kann die Datenverzögerung dazu führen, dass die Wohnung bereits spürbar abgekühlt ist, bevor die Automatisierung reagiert.

Die Community reagiert besorgt, da viele anspruchsvolle Szenarien, von der geostatischen Anwesenheitserkennung bis zur dynamischen Steuerung basierend auf Wetterdaten, nicht mehr effizient umsetzbar sind. Die Entwickler der Home Assistant Integration haben bereits reagiert und die Abfragefrequenz auf 300 Sekunden (5 Minuten) erhöht. Zwar stellt dies einen vorübergehenden Workaround dar, jedoch geht es zulasten der Reaktionsgeschwindigkeit. Eine alternative Lösung, die auf Webhooks oder Push-Benachrichtigungen setzen würde, existiert nicht, da diese Funktion nicht von der tado°-API angeboten wird.

Was bedeutet das für Nutzer und die Zukunft der Automation?

Die Einführung der API-Limits bei tado° ist nicht nur eine technische Anpassung, sondern auch ein Weckruf für die Smart-Home-Community. Viele Nutzer, die ihr Zuhause mit viel Aufwand in ein nahtloses, automatisiertes System verwandelt haben, sehen sich nun mit unerwarteten Einschränkungen konfrontiert. Dieses Vorgehen zeigt, wie anfällig externe Automatisierungen gegenüber Unternehmensentscheidungen sind, besonders wenn die kritische Infrastruktur nicht direkt beim Nutzer, sondern in der Cloud eines Anbieters liegt. Es unterstreicht die Wichtigkeit offener Standards und lokaler Steuerungsmöglichkeiten. Viele Enthusiasten wenden sich nun Plattformen und Geräten zu, die ohne permanente Internetverbindung oder Anbieterabhängigkeit funktionieren, wie beispielsweise solche, die das Matter-Protokoll unterstützen.

Die Situation bei tado° könnte einen Präzedenzfall schaffen. Es ist denkbar, dass andere Smart-Home-Anbieter dem Beispiel folgen, um die Nutzung ihrer eigenen Apps zu fördern oder um Cloud-Ressourcen zu schonen. Dies würde die Vielfalt und Flexibilität der Heimautomatisierung langfristig einschränken. Die Community diskutiert daher aktiv alternative Lösungen, sei es durch das Umstellen auf andere, offenere Systeme oder die Entwicklung kreativer Workarounds. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Strategie von tado° entwickelt und ob auf den Druck der Nutzergemeinschaft reagiert wird. Eine offene und transparente Kommunikation seitens des Unternehmens könnte dazu beitragen, das Vertrauen wiederherzustellen und eine gemeinsame Lösung zu finden, die den Interessen beider Seiten gerecht wird.

Tado° hat die API-Einschränkungen kommentiert und bestätigt, dass es sich um eine strategische Entscheidung handelt. Die Preise für tado°-Geräte wie Starter-Kits liegen weiterhin bei rund 200 € und sind über die bekannten Online-Händler und im Elektrofachhandel erhältlich. Die Verfügbarkeit ist unverändert.