Gerüste aufbauen: Schritt-für-Schritt-Anleitung für Einsteiger

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Gastautor · 5 Minuten Lesezeit

Ein Gerüst ermöglicht dir, in der Höhe sicher und effizient zu arbeiten – vom Fassadenanstrich bis zur Dachrinne. Damit der Aufbau reibungslos gelingt, brauchst du einen tragfähigen Untergrund, vollständige Bauteile und einen strukturierten Ablauf. Diese Anleitung ist neutral gehalten und zeigt dir in einfachen Schritten, wie du ein typisches Fassadengerüst, in unserem Fall ein Blizzard Gerüst, montierst. Beachte dabei immer die Herstellerangaben und die geltenden Sicherheitsvorschriften.

Vorbereitung: Standort, Material, Sicherheit

Prüfe den Standort

  • Untergrund eben, tragfähig und frei von Hohlräumen (keine lockeren Pflastersteine, keine Abdeckungen).
  • Hindernisse entfernen: Pflanzen, lose Steine, herumliegende Gegenstände.
  • Ausreichender Abstand zu Stromleitungen und Verkehrswegen.

Material & Bauteile sichten

  • Fußspindeln und Holzbohlen
  • Vertikalrahmen, Diagonalen
  • Gerüstböden, Durchstiegsbeläge mit Leiter
  • Einfache Geländer / Doppelgeländer, Doppelstirngeländer / Stingeländerrahmen, Geländerpfosten, Geländerstützen
  • Bordbretter
  • Wandanker, Dübel/Schrauben (passend zum Untergrund)
  • Verbindungen (Kupplungen, Rohre)


Persönliche Schutzausrüstung

  • Helm, Handschuhe, festes Schuhwerk – je nach Gerüst ggf. Auffanggurt mit geeigneten Anschlagpunkten.

Schritt 1 – Sohlen und Fußplatten setzen

Lege die Holzbohlen im rechten Winkel zur Fassade aus; sie verteilen die Last auf den Untergrund. Positioniere die verstellbaren Fußspindeln darauf. Richte die erste Reihe so aus, dass das Gerüst später parallel zur Fassade verläuft. Eine Wasserwaage hilft dir, Höhenunterschiede über die Spindeln der Fußplatten auszugleichen.

Schritt 2 – Erste Feldreihe stellen

Die Vertikalrahmen setzt du lotrecht und mit dem vorgesehenen Abstand von 30 cm zur Fassade, direkt auf die Fußspindeln. Damit die Konstruktion sofort einen sicheren Stand hat, steckst du Rückengeländer in die dafür vorgesehenen Keilkästchen am Rahmen und schlägst den daran befestigten Keil mit einem Hammer fest. Auf diese Weise verhinderst du, dass die Rahmen umkippen können, während du den weiteren Aufbau fortsetzt.

Schritt 3 – Aussteifungen montieren

Als Längsaussteifung wird an der Außenseite des Gerüstfeldes eine Vertikaldiagonale eingesetzt. Dafür führst du zunächst das obere Ende der Diagonale in die Aussparung des Knotenblechs am Stellrahmen ein und lässt es dort einrasten. Anschließend schwenkst du die Diagonale nach unten, bis die an ihr befestigte Halbkupplung am gegenüberliegenden Stellrahmen positioniert ist und sicher geschlossen werden kann.

Schritt 4 – Erste Belagebene einlegen

Die Gerüstbeläge werden in die oberen U-Profile der Stellrahmen eingehängt. Bei einer Rahmenbreite von 0,73 m kannst du entweder zwei Beläge mit einer Breite von jeweils 0,32 m oder einen einzelnen Belag mit 0,61 m einsetzen.

Schritt 5 – Montagesicherungsgeländer

Die Montageplatte wird im unteren Feld im Knotenblech des Stellrahmens arretiert und mit einer Rändelmutter am Rahmen fixiert. Danach hängst du das Montagesicherungsgeländer (MSG) mithilfe von Bolzen in die Führungsschiene der Montageplatte ein und sicherst ihn werkzeuglos.  Jetzt kannst du bedenkenlos in die obere, jetzt gesicherte Etage gehen.

Schritt 6 – Seitenschutz anbringen

Montiere auf der ersten Arbeitsebene Vertikralrahmen, dann Rückengeländer, Diagonale, Doppelstirngeländer sowie Bordbretter. Der dreiteilige Seitenschutz verhindert Abstürze von Personen und Material. Lückenloser Seitenschutz ist Pflicht – auch bei niedrigen Arbeitshöhen, wenn ein Absturz nicht sicher ausgeschlossen ist.

So geht der Aufbau, Etage für Etage weiter, bis auf der letzten Etage, statt Vertikalrahmen die Geländerstützen oder Pfosten, Geländer, Bordbretter sowie Doppelstirngeländer eingebaut werden.

Schritt 7 – Ankern an der Fassade

Setze Wandanker in den vorgesehenen Rastermaßen. Bohre in tragfähiges Mauerwerk (keine Fugen, keine Dämmplatten ohne statisch geeignete Systeme) und verwende zugelassene Dübel. Anker verteilen die Horizontalkräfte und sorgen dafür, dass das Gerüst nicht von der Fassade wegkippt. Halte dich an das vom Hersteller geforderte Regelausführung.

Schritt 8 – Weitere Ebenen aufbauen

So geht der Aufbau, Etage für Etage weiter, bis auf der letzten Etage, statt Vertikalrahmen die Geländerstützen oder Pfosten, Geländer, Bordbretter sowie Doppelstirngeländer eingebaut werden.

Arbeite feldweise und symmetrisch, damit das Gerüst zu jeder Zeit stabil bleibt. Bringe den Zugang (Durchstiege) so an, dass Laufwege frei und trittsicher sind.

Schritt 9 – Abschlusskontrolle und Kennzeichnung

Prüfe das gesamte Gerüst:

  • Senkrechte und waagerechte Ausrichtung
  • Vollständiger Seitenschutz und Bordbretter
  • Sicher verriegelte Beläge und Kupplungen
  • Unversehrte Bauteile, keine verbogenen oder rissigen Elemente
  • Anker fachgerecht gesetzt, fest und in ausreichender Anzahl

Kennzeichne das Gerüst nach der Prüfung (z. B. „freigegeben“). Dokumentiere die Abnahme und führe regelmäßige Sichtkontrollen – insbesondere nach Sturm, Umbaumaßnahmen oder ungewöhnlichen Belastungen.

Sicherheit & Praxistipps

  • Belastung einhalten: Überschreite die zulässige Last pro Feld und Ebene nicht. Verteile Material gleichmäßig; konzentrierte Punktlasten vermeiden.
  • Witterung beachten: Bei starkem Wind, Gewitter, Eis oder Schnee nicht auf dem Gerüst arbeiten. Nasse Beläge sind rutschig – trittsichere Schuhe tragen.
  • Nur passende Bauteile kombinieren: Keine Mischsysteme ohne geprüfte Freigabe.
  • Zugang freihalten: Leitern und Durchstiege nicht zustellen. Werkzeug mit Werkzeugtaschen sichern.
  • Keine Improvisationen: Geländer nie durch Seile, Bretter oder Ähnliches ersetzen.
  • Bereiche absperren: Den Bereich unter dem Gerüst gegen herabfallende Teile sichern; Netze oder Planen nur verwenden, wenn die Zusatzlast statisch berücksichtigt ist.
  • Rückbau: In umgekehrter Reihenfolge zum Aufbau – Seitenschutz zuletzt abnehmen, um Abstürze zu vermeiden.

Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest

  • Ungleichmäßiger Untergrund: Holzbohlen durchgängig legen und Spindeln sorgfältig einstellen.
  • Zu wenige Ankerpunkte: Das Gerüst stets nach Vorgabe an die Fassade anbinden, besonders in Ecken und Randfeldern.
  • Fehlender Seitenschutz beim Zwischenaufbau: Geländer pro Ebene sofort montieren, nicht „später“.
  • Nicht gesicherte Beläge: Jede Verbindung verriegeln; nach dem ersten Begehen erneut prüfen.
  • Arbeiten ohne PSA: Je nach Höhe und Bauabschnitt ist persönliche Absturzsicherung vorgeschrieben – halte dich an die Regeln.

Für weiterführende Grundlagen und neutrale Infos rund um Gerüste kannst du dich zusätzlich beim Hersteller deines Systems und in den geltenden Regelwerken informieren. Diese Anleitung ersetzt keine fachliche Unterweisung; bei komplexen Gegebenheiten (z. B. Dämmfassaden, große Höhen, Planenlasten) wende dich an eine fachkundige Person oder einen Gerüstbaubetrieb.