Der Gaming-Handheld MSI Claw A1M hatte einen schweren Start. Große Versprechen trafen auf unausgereifte Software, schwache Akkulaufzeiten und eine Performance, die nicht mit der Konkurrenz mithalten konnte. Viele hielten das Gerät schon nach wenigen Wochen für gescheitert. Doch fast ein Jahr nach dem Launch ist das Bild differenzierter – nicht zuletzt wegen zahlreicher Updates und einer deutlichen Preisreduktion.
Der Anfang: Viel Lärm, wenig Substanz
Als MSI Anfang 2024 mit der Claw A1M in den Handheld-Markt einstieg, waren die Erwartungen hoch. Ein Full-HD-Display mit 120 Hz, Thunderbolt 4, Windows 11 und ein vergleichsweise großer 53-Wh-Akku klangen auf dem Papier vielversprechend. Doch die Realität war ernüchternd: Selbst in Stromsparmodi kam die Akkulaufzeit oft nicht über zwei Stunden hinaus, bei anspruchsvollen Titeln sank sie teils unter die 90-Minuten-Marke.
Auch bei der Leistung hakte es. Der verbaute Intel Core Ultra Prozessor aus der Meteor-Lake-Serie konnte mit der AMD-Z1-Extreme-Konkurrenz – wie in der ROG Ally – nicht mithalten. In vielen Spielen brach die Framerate ein, 1%-Lows lagen zum Teil im ruckeligen Bereich. Hinzu kamen Softwarefehler, unzuverlässige TDP-Regelungen und Probleme beim Sleep/Wake-Verhalten. Einige Nutzer berichteten sogar von plötzlichem Akkuverlust im Standby.
Updates und Nachbesserungen
MSI reagierte zwar spät, aber immerhin konsequent. Mit der Einführung von BIOS-Updates und neuen Intel-GPU-Treibern (etwa Version 31.0.101.5444+) besserte sich die Performance sichtbar – allerdings abhängig vom Spiel. Vor allem in E-Sport-Titeln wie Valorant oder Rocket League konnten die FPS-Werte um 20–30 % steigen, vereinzelt waren sogar größere Sprünge möglich.
Ein größerer Fortschritt gelang mit dem MSI Center M 2.0. Die Software bringt einen „Endurance-Modus“, der CPU-Boosts deaktiviert und so die Akkulaufzeit verlängert – hilfreich bei Indie-Titeln oder simplen Anwendungen. Auch der TDP-Slider funktioniert inzwischen zuverlässig, was eine feinere Steuerung zwischen Leistung und Effizienz erlaubt.
Trotzdem bleibt das Grundproblem bestehen: Die Meteor-Lake-Architektur ist im niedrigen TDP-Bereich schlicht weniger effizient als AMDs Z1-Extreme. Wer viel unterwegs spielt und auf Laufzeit angewiesen ist, wird hier nicht glücklich – auch wenn die Verbesserungen das Gerät alltagstauglicher gemacht haben.
Preisverfall als Gamechanger
Der vielleicht wichtigste Grund für das Comeback der A1M ist ihr Preis. In den USA wurde das Gerät zuletzt für unter 400 Dollar verkauft – teils sogar bei großen Anbietern wie Best Buy. Für ein Gerät mit Windows 11, Thunderbolt 4, 512 GB SSD und 16 GB RAM ist das ein Schnäppchen.
Zum Vergleich: Die ROG Ally mit AMD Z1 Extreme kostet auch im Angebot selten unter 500 Euro. Für Sparfüchse oder Gelegenheitsspieler ist die Claw also plötzlich eine echte Alternative – zumindest, wenn man bereit ist, Kompromisse bei der Effizienz einzugehen.
Browser, Cloud und Casual: Alltagstauglichkeit im Test
Viele Nutzer nutzen Gaming-Handhelds nicht nur für klassische PC-Spiele, sondern auch für Streaming-Dienste, Cloud-Gaming oder browserbasierte Anwendungen. Und genau hier kann die Claw A1M überraschend punkten. Der verbaute Intel-Chipsatz harmoniert gut mit dem Edge-Browser, auch Chrome läuft stabil. Das macht den Handheld interessant für Casual-Games, Netflix, YouTube oder kleinere Spieleplattformen.
Wer das Claw A1M nicht nur für klassische PC-Spiele nutzt, sondern gelegentlich auch browserbasierte Games spielt oder auf Cloud-Dienste zugreift, profitiert von der flüssigen Darstellung im Edge- oder Chrome-Browser. Selbst Streaming-Angebote oder Spieleplattformen mit Echtzeitinhalten laufen bei stabilem WLAN überraschend gut – solange keine hohe GPU-Leistung gefordert wird. Das gilt auch für Webangebote, die grafisch schlanker sind, etwa bestimmte Online Casinos, von denen viele im Ausland lizenziert sind und technisch auf niedrige Latenz im Browser ausgelegt wurden. Zwar ersetzt das Claw keinen High-End-PC, doch für kurze Sessions unterwegs oder auf der Couch liefert es ordentliche Werte.
Thunderbolt 4 und eGPU – ein Vorteil mit Nische
Ein Alleinstellungsmerkmal bleibt Thunderbolt 4. Damit kann das Claw an externe eGPUs angeschlossen werden – also stationär mit einer Desktop-Grafikkarte betrieben werden. Wer bereits ein entsprechendes Setup besitzt, kann damit aus dem leistungsschwachen Handheld eine Art Mini-Gaming-PC machen. Das ist kein Massenfeature, aber für bestimmte Nutzergruppen ein echter Mehrwert – gerade bei stationärem Spielen oder Rendering-Aufgaben.
Im Gegensatz dazu setzt die ROG Ally auf USB4, was zwar ähnlich funktioniert, aber nicht die gleiche Bandbreite garantiert. In der Praxis ist der Unterschied meist gering, aber technisch bleibt Thunderbolt 4 überlegen.
Kann die Claw mithalten?
Ja – unter bestimmten Bedingungen. Wer die Claw A1M heute kauft, bekommt ein Gerät, das durch zahlreiche Updates stabiler, flexibler und günstiger geworden ist. Die größten Schwächen – Akkulaufzeit und Rohleistung – bestehen zwar weiterhin, lassen sich aber durch Tuning und reduzierte Erwartungen mildern.
Im direkten Vergleich zur ROG Ally bleibt die Claw in den meisten Benchmarks und Tests unterlegen. AMDs Z1 Extreme punktet mit besserer Energieeffizienz, glatterer Framerate und geringerer Hitzeentwicklung. Auch das Software-Ökosystem ist bei ASUS reifer.
Aber: Wer ein günstiges Einstiegsgerät für Indie-Games, Streaming oder Cloud-Gaming sucht, sollte die Claw A1M definitiv nicht abschreiben. Vor allem durch die aktuellen Preisaktionen wird sie plötzlich attraktiv – sogar konkurrenzfähig. Und wer dazu noch Thunderbolt 4 nutzen will oder generell auf Intel-Architektur setzt, bekommt hier ein ungewöhnliches, aber vielseitiges Stück Technik.