Fiido Titan Test: Kraftpaket und Allroundtalent

Hohe Kosten für Sprit, Werkstatt, Parkplatz und Versicherung. Das Auto ist mittlerweile zu einem echten Luxusgut geworden. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen sich umorientieren. Wer Komfort nicht missen möchte, der greift dabei gerne zum E-Bike. Dabei ist E-Bike nicht gleich E-Bike. Schließlich zählt für viele passionierte Fahrer nicht nur das komfortable Radeln von A nach B. Auch Praktikabilität sollte nicht zu kurz kommen. Schließlich kann es nicht schaden, wenn der kleine Kofferraum des Pkws durch ausreichend Lademöglichkeiten auf dem E-Bike ersetzt wird. Im Fiido Titan Test haben wir uns eine eierlegende Wollmilchsau unter den E-Bikes angeschaut. So könnt ihr hier wie bei einem Lastenrad jede Menge Dinge verstauen, ohne jedoch die Wendigkeit eines E-Mountainbikes einbüßen zu müssen. Klingt in der Theorie super. Doch wie schaut’s in der Praxis aus?

Technische Daten

Lieferumfang und Aufbau

Fiido-typisch kann sich der Lieferumfang auch beim Titan sehen lassen. So punktet das E-Bike nicht nur mit einer umfangreichen Ausstattung wie Lichtanlage, vormontiertem Ständer, Schutzblechen und Gepäckträger. On top bekommt ihr auch ein umfangreiches Arsenal an Werkzeug, das beim Aufbau zum Einsatz kommt. Der Aufbau selbst ging dann auch recht schnell und unkompliziert von der Hand.

Das liegt vor allem auch an der selbsterklärenden Aufbauanleitung von Fiido. Allerdings können wir euch nur wärmstens ans Herz legen, euch für das Auspacken und den Zusammenbau Unterstützung an die Seite zu holen. Das liegt keineswegs an der Komplexität der Montage, sondern vielmehr am hohen Gewicht des Titan. Zu Zweit lässt es sich deutlich einfacher aus der Verpackung holen.

Fiido Titan Test: Erster Eindruck

Solltet ihr ein unauffälliges E-Bike suchen, seid ihr beim Fiido Titan auf jeden Fall an der falschen Adresse. So martialisch wie der Name klingt, kommt nämlich auch das motorisierte Zweirad daher. Wundert euch also nicht, wenn euch auf dem Radweg einige interessierte Blicke hinterher geworfen werden.

Ein Hingucker ist das Fiido aus mehreren Gründen. Mit am auffälligsten sind sicherlich die dicken Reifen, die satte 4 Zoll messen. Vor allem in Kombination zur dicken Federung an der Vordergabel trumpfen diese nämlich richtig auf. Das verleiht dem E-Bike echte Robustheit. Selbiges gilt auch für den massiven Rahmen.

Dieser setzt auf einen fest installierten Gepäckträger an der Rückseite, welcher mit schicker Holzblende daherkommt. Hier bekommt ihr laut Fiido eine Tragfähigkeit von bis zu 80 kg. Um die Transportmöglichkeiten zu maximieren, könnt ihr vorne noch einen Fahrradkorb installieren. Mit diesen beiden Verstaumöglichkeiten wird aus dem Titan schnell ein waschechtes Lastenrad.

Hier kombiniert Fiido also offenbar Qualitäten eines E-MTBs mit denen eines E-Lastenrads wie bspw. dem hauseigenen Fiido T2 (Test | € 1.499,00 *). Beim Rahmen setzt Fiido auf einen Tiefeinstieg. Das sorgt nicht nur für bequemes Aufsteigen. Auch beugt der Hersteller so dem Risiko vor, dass euch bei schweren Lasten an Heck und Front das Fahrrad umkippt.

Die Verarbeitungsqualität das motorisierten Zweirads ist dabei hervorragend. So wird man angesichts der dicken Schweißnähte keine Angst davor haben müssen, dass der Rahmen auch nur ansatzweise an Stabilität einbüßen könnte. Unterstrichen wird das Ganze durch die Tragfähigkeit des Fahrrads. So darf der Fahrer laut Fiido maximal 120 kg auf die Waage bringen.

Fiido Titan Test: Umfangreiche Ausstattung

Auch die sonstigen Elemente können sich sehen lassen. So kommt das E-Bike ab Werk vorne und hinten bspw. auch mit hilfreichen Schutzblechen, die sich in der regnerischen Praxis als äußerst hilfreich und wirksam erweisen. Damit ihr im Dunkeln den Durchblick behaltet und gut erkannt werdet, gibt es ab Werk ein Vorder- sowie ein Rücklicht.

Beide bekommen die notwendige Energie vom Akku und lassen sich bequem per Knopfdruck ein- und ausschalten. Während das Rücklicht vollends überzeugt, gibt’s beim Frontlicht einen kleinen Mangel. Zwar mag es mit einer starken Leuchtkraft und einem großen Lichtkegel überzeugen, doch bei kurvenreichen Strecken hat es so seine Tücken.

Da Fiido das Licht nämlich nicht am beweglichen Lenker oder der Vordergabel installiert hat, bewegt es sich nicht mit den Lenkbewegungen mit. Apropos Lenker. Diesem verleiht Fiido eine äußerst angenehme Biegung nach oben. Das sorgt dafür, dass ihr hier während der Fahrt einen äußerst angenehmen Halt genießt. Der Lenker soll aber nicht nur für Fahrkomfort sorgen.

Auch dient er als Bedienzentrale. Hier erhaltet ihr Zugang zu den wichtigsten Bedienelementen. Da wären zum einen die Schaltung mit 9 Gängen sowie der Gashebel am rechten Handgriff. Am linken Handgriff wiederum erreicht ihr die Klingel sowie ein Tastenfeld mit den wichtigsten Knöpfen für Licht, Hupe und Wechsel der Unterstützungsstufe.

Damit ihr während der Fahrt alles im Blick behaltet, kommt das Fiido mit einem Display daher, das sich wirklich sehen lassen kann. Der selbst bei starker Lichteinstrahlung immer gut ablesbare Bildschirm gibt euch Auskunft zu den wichtigsten Parametern. Hierzu gehört nicht nur die übrige Akkukapazität, sondern auch die aktuelle Unterstützungsstufe und natürlich Geschwindigkeit.

Schade finde ich nur, dass die Akkukapazität nicht in ganzen Zahlen, sondern nur mit Balken angegeben wird. Statistikfreunde werden sich an den Tasten unter dem Display erfreuen. Hier könnt ihr euch nämlich durch Knopfdruck zwischen verschiedenen Anzeigemodi entscheiden.

Dann lassen sich auch Parameter wie die Dauer der gegenwärtigen Tour, der Top-Speed oder die zurückgelegten Kilometer anzeigen. Vor allem für längere Fahrten ist diese Wechselmöglichkeit wirklich praktisch.

Fiido Titan Test: Fahrgefühl

Die Achillesferse vieler E-Bikes ist das hohe Gewicht. Davon gibt es zwar Ausnahmen wie das Urtopia Carbon One (Test | € 2.699,00 *), doch die meisten motorisierten Zweiräder bringen mitunter 20 kg und mehr auf die Waage. Mit knapp 38 kg ist das Fiido Titan natürlich alles andere als ein Leichtgewicht. Doch die gute Nachricht: wenn ihr mit dem massiven E-Bike unterwegs seid, spürt ihr von dem Gewicht eigentlich kaum etwas.

Natürlich ist es keinesfalls so wendig wie ein Single Speed, doch ich war trotzdem positiv überrascht von der Beweglichkeit. Trotz des hohen Gewichts und der extrabreiten Reifen könnt ihr so auch im kurvenreichen urbanen Raum problemlos mit der notwendigen Agilität eure Bahnen ziehen. Der große Vorteil dabei ist der hohe Fahrkomfort. Da ihr im Sattel des Titan in einer eher aufrechten Position Platz nehmt, dürfen eure Arme nämlich entspannt auf dem Lenker rasten.

Der weiche Sattel sorgt in Kombination zur hydraulischen Federung an der Front und den dicken Reifen für ein angenehm weiches Fahrgefühl. Der Federweg von 60 mm kann sich dabei durchaus sehen lassen. Wie das Fiido C11 Pro (Test | € 1.099,00 *) kommt auch das Titan mit einem Drehmomentsensor daher. Das sorgt für ein unmittelbares Feedback des Motors, wenn ihr in die Pedale tretet bzw. stoppt, was das Fahrgefühl sehr natürlich macht.

Mit satten 250 Watt ist der am Heck platzierte Mittelmotor ein echtes Leistungsbiest. Dank 55 Nm Drehmoment sorgt der bürstenlose Motor dann auch beim Anfahren für ordentlich Schub. Da das E-Bike bei Ausreizen der maximalen Beladung mit knapp 200 kg unterwegs ist (120 kg Fahrer + 80 kg Heckgepäck + 38 kg Eigengewicht), sollte man hier aber auch nicht mit Leistung sparen. Dabei kommt aber auch das Thema Sicherheit nicht zu kurz. Fiido setzt nämlich auf hydraulische Scheibenbremsen mit jeweils vier Kolben.

Fiido Titan Test: Ausdauer

Neben der Leistung spielt natürlich auch die Akkulaufzeit eine große Rolle. Das ist vor allem beim Fiido Titan der Fall. Schließlich können sich viele Nutzer dieses E-Bike sicherlich auch als Zweirad für längere Touren vorstellen. Ausreichend Platz, um das Gepäck zu beherbergen, gibt es hier auf jeden Fall. Der Akku kommt mit einer Kapazität von 696 Wh daher. Für welche Reichweite das sorgt? Fiido gibt hier Angaben zu verschiedenen Szenarien. Fährt ein 85 kg schwerer Fahrer im ECO-Modus bei einer Temperatur von 27°C auf ebener Strecke, sollen etwa 116 km möglich sein.

Das Ganze reduziert sich dann auf der höchsten Stufe „Turbo“ auf 66,5 km. Das mag nicht rekordverdächtig sein, für die meisten Nutzer dürfte das aber völlig ausreichen. Da Fiido hier auf einen ausbaubaren Akku setzt, spielt das Thema Reichweite aber ohnehin keine weltbewegende Rolle. Schließlich kann man sich als passionierte Langstreckenfahrer auch einfach einen Ersatzakku kaufen. Und das sollte man auch tun, wenn das Risiko besteht, dass die Reichweite zu gering für den persönlichen Anwendungsbereich ist. Schließlich wollt ihr diesen Koloss nicht ohne Motorunterstützung fahren.

Fazit

Das Fiido Titan ist kein E-Bike für die breite Masse – und das ist auch gut so. Denn wer sich für dieses Kraftpaket entscheidet, bekommt ein echtes Multitalent auf zwei Rädern. Mit seinem wuchtigen Look, der beeindruckenden Zuladungskapazität und dem starken Motor ist es wie gemacht für alle, die nicht nur bequem, sondern auch praktisch und kraftvoll unterwegs sein wollen. Ob als Lastenrad-Ersatz im urbanen Alltag oder als treuer Begleiter auf ausgedehnten Touren – das Titan spielt seine Stärken auf ganzer Linie aus. Kleine Schwächen wie das nicht lenkerbewegte Frontlicht oder die nicht ganz präzise Akkustandsanzeige kann man da gerne verschmerzen. Wer ein robustes, komfortables und leistungsstarkes E-Bike mit echtem Nutzwert sucht, dürfte im Fiido Titan genau den richtigen Partner finden. Ein Bike, das hält, was sein Name verspricht.

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